DZHK-Studie: Vorhofflimmern früher erkennen und Schlaganfälle reduzieren


Für die EKG-Aufzeichnung wird ein Pflaster mit integrierter Aufzeichnungseinheit auf die Brust der Patienten geklebt. Quelle: iRhythm Technologies

Im Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) startet eine neue klinische Studie zur häuslichen Früherkennung von Vorhofflimmern. Diese Herzrhythmusstörung ist für ein Viertel aller Schlaganfälle verantwortlich. Dabei lässt sich das Risiko für einen Schlaganfall bei Patienten mit Vorhofflimmern um 70 Prozent senken, wenn sie rechtzeitig Blutverdünner einnehmen. Das Problem ist die frühzeitige Diagnose. Denn häufig gerät das Herz nur anfallartig aus dem Takt, was keine Beschwerden verursacht.

Wenn die Vorhöfe des Herzens flimmern, kann das Herz nur noch eingeschränkt pumpen und es besteht die Gefahr, dass sich Blutgerinnsel bilden. Wird so ein Blutgerinnsel fortgeschwemmt, kann es an anderer Stelle ein Blutgefäß verschließen. Passiert dies in der Halsschlagader oder in Gefäßen im Gehirn, kommt es zum Schlaganfall. Die rechtzeitige Einnahme von Blutverdünnern kann die Gefahr der Blutgerinnselbildung reduzieren und damit auch das Schlaganfallrisiko senken.

Die SCREEN-AF-Studie will deshalb die Früherkennung von Vorhofflimmern verbessern. Sie überprüft, ob mithilfe einer kontinuierlichen EKG-Aufzeichnung über zweimal zwei Wochen auch klinisch unauffälliges Vorhofflimmern frühzeitig erkannt werden kann. „Aus Vorstudien wissen wir, dass anfallartiges Vorhofflimmern bei Schlaganfallpatienten häufig ist. Jetzt wollen wir untersuchen, ob wir diese Herzrhythmusstörung in ähnlicher Häufigkeit bei älteren Patienten, die wegen Bluthochdruck vom Hausarzt behandelt werden, finden“, erläutert Prof. Dr. Rolf Wachter, Universitätsklinikum Leipzig, der die Studie für Deutschland gemeinsam mit Prof. Dr. Eva Hummers-Pradier von der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) leitet. Die Studie setzt ein neues „Rhythmuspflaster“ ein. Dieses Pflaster hat einen Mini-Monitor als Aufzeichnungseinheit, mit dem der Herzrhythmus für bis zu zwei Wochen aufgezeichnet werden kann. Gegenüber herkömmlichen Langzeit-EKG ist diese Aufzeichnungsform weniger belastend und erlaubt zum Beispiel auch Duschen, ohne dass das Pflaster entfernt werden muss. Zusätzlich messen die Studienteilnehmer zweimal täglich ihren Blutdruck mit einem Blutdruckmessgerät, das für den häuslichen Einsatz geeignet ist.

„Neben der Frage, wie oft wir Vorhofflimmern finden, möchten wir auch herausfinden, wie häufig und wie lange man messen muss, um alle Fälle zu erfassen“, erläutert Wachter den Studienablauf. Deshalb werden die 14-tägigen EKG-Aufzeichnungen und Blutdruck-Messungen nach drei Monaten wiederholt und nach sechs Monaten untersucht der Hausarzt das Herz der Patienten.

Netz von Allgemeinmedizinern

Die Studie wendet sich an über 75-Jährige, die Bluthochdruck haben, aber bisher noch keine Anzeichen für eine Herzrhythmusstörung aufweisen. Co-Studienleiterin Prof. Hummers-Pradier vom Institut für Allgemeinmedizin der UMG verfügt über ein Netz von Allgemeinarzt-Praxen, mit deren Hilfe die Patienten rekrutiert werden. Dafür werden die Allgemeinmediziner gebeten, ihre Datenbanken einmalig nach geeigneten Patienten zu durchsuchen. Ein Studienteam der UMG spricht die Patienten dann an, klärt sie auf und bringt den kleinen Monitor an. Insgesamt sollen 405 Probanden an der Studie teilnehmen, die außer in Göttingen auch in Hamburg und Frankfurt laufen wird.

Erster Schritt für ein Vorsorgeprogramm

„Außer dem Management von Risikofaktoren wie Übergewicht, hohe Blutfettwerte oder Bluthochdruck, gibt es derzeit keine Vorsorgeprogramme, um das Risiko für Schlaganfälle in Folge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren“, schildert Wachter die Situation. Die Studie SCREEN- AF ist ein erster Schritt, um ein solches Programm für die Primärprävention des Schlaganfalls zu entwickeln. Sie findet in Kooperation mit dem kanadischen C-SPIN-Netzwerk statt, das die Studie gemeinsam mit dem DZHK finanziert.

Studie: Home-Based Screening for Early Detection of Atrial Fibrillation in Primary Care Patients Aged 75 Years and Older SCREEN-AF-DZHK15