DZHK-Studie: Bessere Therapie bei akuter Herzschwäche


Leitender Wissenschaftler der CAVA-ADHF-Studie: Prof. Dr. med. Holger Thiele, Universitäres Herzzentrum Lübeck, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (Foto: privat)

Co-Leitender Wissenschaftler der CAVA-ADHF-Studie: Dr. med. Alexander Jobs, Universitäres Herzzentrum Lübeck, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (Foto: privat)

Die Ultraschallaufnahmen zeigen beispielhaft, dass die untere Hohlvene bei Patienten mit einer Herzschwäche häufig erweitert ist. Links: Patient mit Herzschwäche; rechts: gesunde Vergleichsperson. (Foto: Universitäres Herzzentrum Lübeck)

Eine neue klinische Studie des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) überprüft, ob eine Ultraschalluntersuchung der unteren Hohlvene bei akut dekompensierter Herzschwäche mit Stauungen im Krankenhaus-Alltag umgesetzt und auch bei einer ausreichend großen Patientenzahl durchgeführt werden kann. Langfristig möchten die Wissenschaftler die Patienten mithilfe dieser Ultraschalluntersuchung gezielter und besser behandeln.

Bei einer Herzschwäche ist der Füllungsdruck im Herz erhöht, da der der normale Füllungsdruck nicht mehr ausreicht, um den Körper in jeder Situation ausreichend mit Blut und Sauerstoff zu versorgen. Dadurch steigt auch der Druck in den Gefäßen vor dem Herzen, wie der unteren Hohlvene. Sie zählt zu den größten Venen und leitet sauerstoffarmes Blut aus dem Bauchraum, den Beinen und dem Becken zurück zum Herzen. Bei einer akut dekompensierten Herzschwäche (acute decompensated heart failure, ADHF) nimmt ihr Durchmesser aufgrund des erhöhten Drucks zu, außerdem gelangt vermehrt Flüssigkeit in das umliegende Gewebe.

„Eine Infektion, Herzrhythmusstörungen, übermäßige Flüssigkeitsaufnahme oder wenn die Medikamente nicht ordentlich eingenommen wurden, können Auslöser dafür sein, dass sich eine bislang unbemerkte oder chronische Herzschwäche schlagartig zu einer akut dekompensierten Herzschwäche entwickelt“, erklärt Dr. Alexander Jobs vom Universitären Herzzentrum Lübeck. „Die Patienten leiden dann bereits in Ruhe unter Atemnot, haben vermehrte Wassereinlagerungen in den Beinen, sind schneller erschöpft und kommen häufig in die Notaufnahme.“ Die Ärzte setzen Schleifendiuretika ein, die entwässernd wirken und unter anderem über eine Reduktion des Füllungsdrucks das Herz-Kreislauf-System entlasten. Es gibt jedoch keine genauen Parameter, an denen sie festmachen können, wann die Behandlung erfolgreich abgeschlossen ist. Dafür stehen ihnen traditionell klinische Zeichen zur Verfügung, etwa ob der Patient abgenommen hat, da jetzt nicht mehr so viel Wasser eingelagert ist, oder ob er wieder besser Luft bekommt. „Diese Zeichen sind jedoch nicht sehr spezifisch für die Herzinsuffizienz“, erklärt Prof. Holger Thiele, der die Pilotstudie leitet.

Diese Lücke will die neue klinische Studie schließen: Vor und während der Behandlung untersuchen die Ärzte die untere Hohlvene der Patienten mit Ultraschall. So wollen sie überprüfen, ob sich der Durchmesser der Vene unter der Therapie wieder verringert und ein geeigneter Parameter ist, um abzuschätzen, ob die Behandlung ausreichend ist oder ob man den Patienten besser ein paar Tage länger behandeln bzw. die Dosis der Schleifendiuretika erhöhen sollte. Wenn sich diese Annahme bestätigt, müssen weitere klinische Studien belegen, dass die Ultraschalluntersuchung zu einer gezielteren Behandlung und damit auch zu einem günstigeren Krankheitsverlauf bei ADHF führen kann. Bei über 65-Jährigen in Deutschland ist die ADHF der häufigste Grund für eine Krankenhausbehandlung. Innerhalb von sechs Monaten kommt rund die Hälfte der Patienten erneut ins Krankenhaus und die wiederholten Aufenthalte verschlechtern ihre Prognose. Insgesamt beteiligen sich acht Einrichtungen an sechs DZHK-Standorten an der Pilotstudie.

Studie: Ultrasound evaluation of the inferior vena cava in addition to clinical assessment to guide decongestion in acute decompensated heart failure: a pilot study CAVA-ADHF-DZHK10